Zweimal Weltmeister, achtmal Europameister und Gewinner der olympischen Goldmedaille 2016. Die Deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft ist eine wahre Weltmacht. Das Trikot des Weltmeisters einmal überstreifen, … ein Traum vieler fußballverrückter Mädchen.

Für Siena Breitwieser aus Stadl-Paura wurde diese Vorstellung nun Realität. Es ist zwar noch nicht das Trikot des A-Nationalteams, aber schon die Einberufung zum Sichtungslehrgang der U15 ist nur wenigen Talenten vergönnt. Damit, dass Siena einmal zu diesen wenigen gehören sollte, war nicht immer zu rechnen. „Als ich in die Sportschule kam, gehörte ich zu den schlechtesten im Jahrgang“, blickt sie sehr selbstkritisch auf eine rasante Entwicklung zurück. (Anmerkung: Siena war eines von zwei Mädchen in der Trainingsgruppe). Ihr Talent und ihre Stärken kamen erst durch viel Training so richtig zur Geltung. Es folgten Einberufungen in Leistungszentren und in die Landesauswahl und nun sogar eine Einladung aus Deutschland, dem Geburtsland ihrer Mutter.

Die 14-Jährige besucht mittlerweile die Frauen Fußball-Akademie in Linz und spielt beim Bundesligaverein Blau Weiß Linz/Kleinmünchen. Im Interview erzählt sie vom Lehrgang und ihrem bisherigen Weg …

  • Siena, wie kam es zur Einberufung durch den DFB?

Wir haben drei Wochen davor mit der Akademie gegen die Auswahl von Bayern gespielt. Da waren einige Scouts anwesend und ich wurde hinterher eingeladen, an diesem Lehrgang teilzunehmen. Meine Mama kommt aus der Nähe von Passau und ist Deutsche, dadurch kann ich als Doppelstaatsbürgerin sowohl für Österreich als auch für Deutschland spielen.

  • Wie sieht es aus mit dem ÖFB, haben die dich auch schon zur Sichtung eingeladen?

Nein. In Österreich haben wir ja keine U15, von daher braucht es ja auch noch keine Sichtung.

  • Zurück zum DFB. Wie hat es dir gefallen?

Mir hat es sehr gut gefallen. Es war super, aber auch eine Umstellung. Am ersten Tag musste ich mal schauen, dass mich die anderen auch verstehen, da ging es nicht, dass ich im Dialekt spreche (lacht). Ich finde, dass in diesem Lehrgang sehr viel Wert auf die Technik gelegt wurde, vielleicht auch mehr als das bei uns in Österreich der Fall ist, wo meiner Meinung nach doch die Körperlichkeit eine größere Rolle spielt. Da ich meine Stärken sicher in der Technik und in der Übersicht habe, kam mir das dann auch entgegen.

  • Wie würdest du dich als Spielertyp beschreiben?

Auch wenn ich aktuell gerade mehr auf der Außenbahn spiele und ich in der Schnelligkeit derzeit große Sprünge mache, sehe ich mich als zentrale Spielerin. Das Verteilen der Bälle liegt mir dann noch mehr als die dynamischen Läufe auf der Seite. Ansonsten bin ich eine sehr disziplinierte und ehrgeizige Spielerin, die sich immer schon sehr viel erarbeiten musste …

  • Das hört sich nach einer Stärke an, die den Deutschen zugeschrieben wird?

(lacht). Ja, das kann gut sein. Ich kann mich schon noch erinnern, als ich in der ersten Klasse der Sport-Mittelschule zu den schlechtesten gehörte und merkte, dass ich viel tun muss, wenn ich da irgendwie mithalten möchte. Das war dann schon hart. Ich habe aber nie aufgegeben und war sehr motiviert, zu lernen und besser zu werden. Und irgendwann kam der Punkt, an dem ich wirklich Entwicklungssprünge machte, sogar in den LAZ-Hauptkader aufgenommen wurde und eine riesige Freude damit hatte, was ich nun kann.

Siena (hintere Reihe, vierte von rechts) konnte viele Eindrücke vom Lehrgang in Hessen mitnehmen.

  • Kann man also sagen, du brauchtest den Druck um besser zu werden?

Ja, auf jeden Fall. Ich habe es selbst gemerkt und mir wurde auch klar gesagt, wenn ich in Leistungszentren möchte, wenn ich Fußball als Leistungssport betreiben möchte, dann muss ich mich deutlich verbessern. Indem ich das wollte, habe ich das auch angenommen und gemacht … eine wesentliche Stütze war dabei sicher auch mein Vater, der auf die Worte der Trainer hörte und diese unterstützte. Der Druck war aber eigentlich nur deswegen da, weil ich ja nicht nur „normal“ spielen wollte, ich wollte zu den Besten gehören und Fußball leistungsmäßig machen.

  • Wie kamst du eigentlich zum Fußball?

Das ist eine lustige Geschichte. Ich war sieben Jahre alt, habe eigentlich Gitarre gespielt und bin in den Ballettunterricht gegangen. Meine Eltern haben dann etwas für meinen Bruder gesucht und ein Probetraining beim Fußballverein in Stadl-Paura (Blau Weiß) ausgemacht. Er wollte nicht und ich habe mir seine Fußballschuhe genommen und hab mittrainiert. Von da an bin ich in jedes Training gegangen. Es hat mir riesige Freude gemacht. Irgendwann hat dann auch mein Bruder angefangen Fußball zu spielen.

  • Wie läuft es jetzt in der Akademie?

Super. Sportlich geht es mir wirklich sehr gut und ich profitiere sehr von der Ausbildung in Lambach und im LAZ. Ich hoffe auch darauf, dass ich noch in diesem Jahr ein paar Einsätze in der A-Mannschaft in der Bundesliga bekomme. Ab Mai bin ich 15 Jahre alt, dann dürfte ich dort auch spielen. Mal schauen, ob mir das gelingt.

  • Wie geht es mit dem DFB weiter?

Mir wurde gesagt, dass der nächste Lehrgang im März sei und dann auch Länderspiele stattfinden. Ich hoffe, dass ich da wieder dabei sein darf und weitere Eindrücke sammeln kann, durch die ich mich weiter verbessern kann.

  • Was wäre eigentlich, wenn sowohl der DFB als auch der ÖFB anklopfen?

Ich darf ja für beide Länder spielen und man muss sich ja noch nicht so bald entscheiden, das ist ja erst im A-Nationalteam der Fall. Von daher muss ich mich wohl noch sehr gut entwickeln. Wenn ich dann mal vor dieser Luxusfrage stehen sollte, dann dürfte ich mich wirklich sehr gut entwickelt haben. Bis dahin konzentriere ich mich aber auf meine Leistung und darauf, besser zu werden.

Wir wünschen dir jedenfalls alles Gute dafür! Mit deiner Einstellung und deiner Entwicklung zählst du schon jetzt zu den Musterschülern unserer Schule und bist ein wahres Vorbild für die bei uns kickenden Mädels.