In manchen Dingen scheint unser Schulleiter wahrlich „in der Kindheit stecken geblieben“ zu sein. Manchmal trägt er Pippi-Langstrumpf-T-Shirts und jeden Tag erscheint er mit „einem seiner Markenzeichen“, einer Wickie-Schultasche. In einem Interview spricht Gerald Grecksamer ausführlich über Schule, wie er sich Bildung wünscht und auch darüber, was es mit Pippi und Wickie auf sich hat. Das Interview erschien im Oktober auch in den Lambacher Nachrichten.

Gerald, darf ich dich direkt fragen: Was ist denn besonders an deiner Schule?

Ich denke, für jeden Direktor ist seine Schule besonders oder zumindest so, dass er mit voller Überzeugung hinter dem Weg seiner Schule steht. Bei mir ist es die Überzeugung, dass der einzelne Schüler im Mittelpunkt stehen muss und wir das Menschliche in den Vordergrund rücken möchten und müssen. Ich sehe uns als Gesamtschule …

Erklären uns bitte, was du unter einer Gesamtschule meinst!

Wir haben sowohl sehr gute Schüler, die mit super Zeugnissen aus der Volksschule kommen und nach der vierten Klasse Mittelschule wohl auch in Gymnasien lauter Einser hätten.  Genau so haben wir aber auch Schüler, die sich schwer tun beim Lernen und ihre Stärken nicht über die schulischen Noten ausdrücken können. Was unsere Schüler eint, ist die Freude an der Bewegung und am Sport.

Der Mensch hinter dem Schüler steht für dich also im Mittelpunkt. Wie macht man das? Geht es nicht in er erster Linie darum, Schulstoff zu vermitteln?

Moderne und auch alte Studien zeigen eindeutig, dass Vertrauen und Beziehung entscheidenden Einfluss auf die Lernfreude und damit den Lernerfolg haben. Wir stellten vor vielen Jahren auf  Jahrgangsteams um. Bei uns sind somit vier bis sechs Lehrer in einem Team für einen Jahrgang, also zwei Klassen, verantwortlich. Sie sind die Ansprechpersonen für die Kinder und auch für die Eltern.  Durch diese Struktur wird es einfacher, sich besser zu kennen und eine gute Lehrer-Schüler-Eltern-Beziehung aufzubauen und damit eine wesentliche Basis zu legen.

Nach der Basis kommt also das Fachliche?

So könnte man das sagen. Es ist natürlich ein ständiger Prozess, der nie abgeschlossen sein kann. Meiner Meinung nach muss ich als Lehrer immer Interesse an der Lebenswelt der Kinder haben und  auch welche Stärken sie haben, was sie gut können, wie ich ihnen helfen kann, das theoretisch Gelernte auch praktisch anzuwenden. Darum geht es doch: Dass wir fürs Leben lernen, nicht für den Test oder die Schularbeit! Idealerweise beschäftigen wir uns nicht in jeder Stunde mit einem anderen Thema, sondern versuchen durch fächerübergreifende Thematiken Zusammenhänge zu schaffen, Wissen umzusetzen und mehr in die Tiefe zu gehen.

Braucht das nicht viel Zeit? Woher nimmt man die?

Indem man großen Wert auf selbstständiges und eigenverantwortliches Lernen legt. Wenn dieses Verhalten in den Schülern angelegt ist, schafft das Freiräume für den Lehrer, der sich dann individueller um die Schüler und deren Projekte kümmern kann. Der mit ihnen deren Stärken stärken und ihre Schwächen schwächen kann. Glauben Sie mir: Es schafft unglaublich viel Selbstvertrauen, wenn Schüler merken, dass sie etwas schaffen, das sie sich vorher selbst nicht zugetraut haben. Das ist unser Ziel … Schüler und Menschen sollen wieder lernen, sich selbst zu vertrauen!

Wie kann man sich denn noch ein genaueres Bild von der Schule machen?

Eine ideale Möglichkeit bietet unser Schulberatungsabend, welcher am 21. Oktober um 18:30 Uhr in unserer Sporthalle stattfindet. Daneben bieten sich für interessierte Schüler Schnuppertage und  deren Eltern auch Schulbesuche an. Unser Tag der offenen Tür findet dazu am 14. November statt.

Noch eine persönliche Frage zum Schluss: Welche Rolle spielen Wickie und Pippi für dich?

(lacht) Das sind Kinder, die Stärken haben, die wir Erwachsenen nicht mehr haben. Ich hol mir die immer wieder in Erinnerung, indem ich schon den siebenten Wickie-Rucksack habe und immer wieder auch ein T-Shirt mit einem Bild von Pippi Langstrumpf trage. Wickie, aus dem Kinderfilm „Wickie und die starken Männer“ ist so schlau und findet immer wieder Lösungen für Probleme und Pippi traut sich alles zu. ‚Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe‘, oder ‚Der Sturm wird stärker. Ich auch‘ … das sind einfach super Aussagen. Mich motiviert das … und es zaubert den Leuten auch immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht, wenn sie einen älteren Erwachsenen mit einem Wickie-Rucksack sehen. Egal, ob das Schüler oder Eltern sind … das ist doch schön.